Die Geschichte der Lavendelblüte in der bildenden Kunst ist eng mit der Medizingeschichte und der botanischen Buchillustration verknüpft.

Der Name Lavendel ist aus dem mittellateinischen lavandula entlehnt. Dieser gehört wiederum zu lateinisch „lavare“(waschen) weil man die Blüte früher gerne dem Waschwasser oder in Bädern zusetzte.

Ob der Lavendel von Persien oder den kanarischen Inseln in das Mittelmeergebiet gelangte, ist ungeklärt. Seine Ausbreitung reicht von Mitteleuropa bis nach Vorderasien und Neuseeland.

Im ersten Jahrhundert n. Chr. entstand das berühmte Werk „De materia medica“ des Pedanius Dioskurides, das in alphabetisierten und nichtalphabetisierten Fassungen überliefert ist.

Im Wiener Dioskurides, dem Codex Juliana Anicias, welcher vor 512 entstanden ist und ein Geschenk der Bürger von Honoratae in Konstantinopel an die Prinzessin Juliana darstellt, kommt unter den 383 erwähnten Pflanzen auch eine Darstellung des „Lavandula stoechas“ vor, einer Lavendelsorte die heute unter dem Namen Schopflavendel bekannt ist. Sie ist für die ehemalige Namensgebung einer vorgelagerten Inselgruppe bei Marseille, nämlich den Stoechaden, verantwortlich.

In den Rezeptsammlungen des Lorscher Arzneibuchs (um 795) wird Lavendel mit Honig und weiteren Zutaten in einem Theriakrezept gegen Fallsucht, Gicht und Unterleibserkrankungen empfohlen. In dieser Sammlung stößt man bereits auf eine weitere Lavendelsorte, nämlich dem „Lavandula latifolia“, der hier in einem Rezept von Mostöl vorkommt.

Der „Lavandula latifolia“ wurde in dem Lehrgedicht De viribus herbarium (um 1101) von dem französichen Mönch Odo Magdunensis beschrieben und in der deutschen Übersetzung als „Spica, der echte Lavendel oder der edle Speik“ bezeichnet. Er wurde hier als hilfreich gegen Schmerzen beschrieben und soll auch die Liebeskraft des Mannes steigern.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trifft man auf völlig neue Bildquellen, es sind die naturalistischen Abbildungen in Stunden- und Gebetsbüchern. Im berühmten Stundenbuch der Anne de Bretagne, welches zwischen 1503 und 1508 anzusiedeln ist, wird in den Randilluminationen auch die Lavendelblüte dargestellt. Hier wird unter den „Simples“ eine Blüte der Sorte Speiklavendel dargestellt, zu deren Füßen sich auch ein Bläuling und ein Hirschkäfer (Symbol Christi) tummeln.

Sieben verschiedene Lavendelsorten finden sich in einer Ausgabe von 1664 des „New vollkommenlich Kräuter-Buch“ des Jacob Theodor Tabernaemontanus. Hier werden bereits Rezepte für Lavendelzucker, Syrup und Lavendelöl beschrieben.

Als im 17. Jahrhundert die Wasserdampfdestillation in Mode kam, verfassten kräuterkundige Autoren wie Gerard (1545-1611), Parkinson (1567-1650) und Culpepper (1616-1654) zahlreiche Werke die ein beachtliches Interesse an Kräutern auslösten. Lavendelverkäuferinnen wurden Teil des Straßenbildes und kurbelten den Verkauf mit ausgerufenen Versen an.

Während der Herrschaft von Königin Victoria von England (1819-1901) wurde Lavendel von jungen Frauen im Dekolletee versteckt oder in kleinen Fläschchen, dem sogenannten „Vinaigrette“ mit sich herumgetragen. In dem kleinen metallenem Parfümbehälter befand sich ein Schwamm, der mit Essig und Lavendelöl getränkt war und zum Schutz vor unangenehmen Gerüchen dienen sollte.

Erst als die Lavendelblüte durch die industrielle Nutzung am Beginn des 20. Jahrhunderts das Landschaftsbild zu beherrschen begann, trat sie auch als eigenständiges Bildmotiv in den Vordergrund künstlerischen Schaffens. Künstler wie Pierre Ambrogiani (1907-1985) oder Aimée Castain zeigen Lavendelschnitter am Feld oder die „Haute-Provence bleue“ als riesiges Lavendelfeld in dem sich Menschen und Ziegen tummeln.

Die Angaben stammen aus meiner Diplomarbeit, auf Zitate habe ich hier bewusst verzichtet.

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